Krankenstand im Gesundheitswesen
Gefühlt sind seit Ausbruch der Corona-Pandemie mehr Menschen krank, besuchen uns in den Arztpraxen als Patientinnen und Patienten, um ihre Krankmeldung zu erhalten. Aber stimmt das überhaupt? Und wie steht es um den Krankenstand unter den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen?
Diese Fragen treiben mich seit geraumer Zeit um und immer wieder habe ich es herausgezögert, diesen Blog-Beitrag zu verfassen. Er könnte ja ein Politikum sein, oder? Aber: Ich möchte möglichst sachlich und neutral einfach einmal die vorhandenen Statistiken zeigen, um meine subjektive Wahrnehmung ins rechte Licht zu rücken. Tatsächlich stehe ich mit dem Eindruck, dass momentan der Krankenstand insgesamt deutlich höher ist als noch im Jahr 2021, nicht allein da. Also lasst uns einmal in die Zahlen anschauen!
Die folgenden Daten stammen vom Dachverband der Berufskrankenkassen (BKK)
Der durchschnittliche Krankenstand im Jahr 2022 erreichte mit circa sechs Prozent einen Höchstwert im Vergleich zu den Vorjahren. In den Vorjahren 2016 bis 2021 lag der Krankenstand bei 4,5 bis 4,7 Prozent. Der Anstieg um 1,5 Prozentpunkte kann auf die vermehrten COVID-19-Infektionen zurückzuführen sein – aber nicht nur! Atemwegserkrankungen insgesamt haben stark zugenommen. Der Anteil der Atemwegserkrankungen hat sich im Vergleich zu den Vorjahren im Jahr 2022 fast verdoppelt (siehe folgende Abbildung in Anlehnung an BKK Dachverbands).
Betrachtet man den Krankenstand nach Berufsgruppen, liegen wir Beschäftigte im Gesundheitswesen im Jahr 2022 mit 6,33 % tatsächlich über dem Durchschnitt von 6,28 %. Allerdings gehören wir als Beschäftigte im Gesundheitswesen nicht zu den Berufsgruppen mit den höchsten Krankenständen. Ganz vorne dabei sind Beschäftigte in Heimen mit 8,95 %. Weitere Berufsgruppen mit hohem Krankenstand waren im Jahr 2022 Mitarbeitende der Müllabfuhr (8,42 %) sowie Wach- und Sicherheitsdienste (8,02 %). Als Mitarbeitende in Arztpraxen sind wir nicht einmal unter den Top 30 Berufsgruppen mit hohem Krankenstand zu finden! Insgesamt wurden knapp 80 Berufsgruppen in der Analyse der BKK betrachtet.
Halten wir also fest: Tatsächlich wurde beim Krankenstand im Jahr 2022 ein Anstieg verzeichnet, nicht nur im Vergleich zu den Jahren vor Ausbruch der Corona-Pandemie, sondern auch im Vergleich zu 2021. Wir Beschäftigte im Gesundheitswesen liegen dabei deutlich näher am bundesweiten Durchschnitt des Krankenstandes, als ich persönlich vermutet hätte.
Hättet ihr die Situation auch so eingeschätzt, dass bei uns in den Arztpraxen ein eher durchschnittlicher Krankenstand vorherrscht? Und hättet ihr vermutet, dass Beschäftigte der Müllabfuhr einen vergleichsweise hohen Krankenstand hatten?
Viele Grüße
Eure Steffi
Quellen
Schon gelesen?
- Blog: Kollegin krank! Und nun?