Heil- und Hilfsmittel in der Arztpraxis: Was MFA wissen müssen
Was ist der Unterschied zwischen Heil- und Hilfsmitteln? Was genau unterscheidet diese beiden Kategorien und warum ist der Unterschied für die alltägliche Arbeit in der Arztpraxis in der Budgetierung und Verordnung relevant? In diesem Artikel erkläre ich euch die wichtigsten Punkte.
Heilmittel
Heilmittel sind nicht-ärztliche Behandlungsmethoden, die von speziell ausgebildeten Therapeuten, wie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder Logopäden durchgeführt werden. Sie ergänzen die ärztliche Behandlung und dienen dazu, Krankheiten zu heilen, Beschwerden zu lindern oder einer Verschlimmerung vorzubeugen. Die Leistungen sind im Heilmittelkatalog des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) definiert.
Wichtige Merkmale von Heilmitteln:
- Werden von Therapeuten angewendet
- Benötigen eine ärztliche Verordnung*
- Beispiele: Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie
* Sonderfall Blankoverordnung seit 1.04.2024: Ärzte können Blankoverordnungen für Heilmittel aus dem Bereich der Ergotherapie für ausgewählte Diagnosen stellen. Damit können Ergotherapeuten selbst die Heilmittel und Anzahl der Therapien bestimmen und übernehmen dabei die wirtschaftliche Verantwortung. Ab 1.11.2024 ist auch das Ausstellen einer Blankverordnungen für die Physiotherapie möglich. Diese beschränken sich zunächst auf Diagnosen im Bereich des Schultergelenkes. Die Physiotherapeuten tragen hier die wirtschaftliche Verantwortung.
Hilfsmittel
Hilfsmittel sind dagegen Gegenstände oder technische Produkte, die Patienten im Alltag unterstützen, eine Behinderung ausgleichen oder bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens unterstützen sollen. Sie sind im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes gelistet und werden auf Rezept mit der entsprechenden Hilfsmittelverzeichnisnummer ärztlich verordnet. Es dürfen auch Hilfsmittel verordnet werden, die nicht im Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt sind – dies ist dann eine Einzelfallentscheidung der jeweiligen Krankenkasse.
Wichtige Merkmale von Hilfsmitteln:
- Sind Produkte oder Gegenstände, die von Patienten selbst angewendet werden
- Benötigen in der Regel eine ärztliche Verordnung unter Beachtung des individuellen medizinisch notwendigen Bedarfs des Patienten und des Wirtschaftlichkeitsgebotes
- Beispiele: Rollstühle, Sehhilfen, Hörgeräte, Prothesen, Inkontinenzhilfen
Relevanz für die Praxisorganisation
Als MFA ist es wichtig, den Unterschied zwischen Heil- und Hilfsmitteln zu kennen, da dies Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Praxisorganisation hat:
- Verordnungsprozess:
- Heilmittel werden auf speziellen Heilmittelverordnungen verschrieben
- Hilfsmittel werden auf Kassenrezepten (Muster 16) verordnet
- Budgetierung:
- Heilmittel unterliegen der Budgetierung oder Richtgrößen
- Hilfsmittel fallen nicht unter die Budgetierung und die Wirtschaftlichkeitsprüfung
- Abrechnung und Dokumentation:
- Korrekte Zuordnung in der Patientenakte und im Praxisverwaltungssystem
- Unterschiedliche Abrechnungsziffern und -modalitäten sind zu beachten (siehe Links unten)
- Patientenberatung:
- Patienten über Unterschiede bei der Versorgung aufklären
- Bei Heilmitteln: Informationen zu Therapeuten und Terminen
- Bei Hilfsmitteln: Hinweise zur Beschaffung und Anwendung
- Qualitätsmanagement:
- Prozesse für Verordnung und Nachverfolgung von Heil- und Hilfsmitteln definieren
- Regelmäßige Schulungen des Praxisteams zu aktuellen Regelungen
Wichtige Verweise und Links
Für eure tägliche Arbeit und zur weiteren Information möchte ich euch folgende Seiten empfehlen, wo ihr nähere und detailliertere Informationen finden könnt:
- Heilmittel:
- Hilfsmittel:
Wo sind in eurer Arbeit teilweise Unsicherheiten bei Heil- oder Hilfsmitteln? Welche Erfahrungen habt ihr bisher mit dem Blankorezept gemacht? Ich bin gespannt auf eure Einblicke!
Viele Grüße
Eure Steffi