Ergonomie am Arbeitsplatz in der Arztpraxis: Ein Leitfaden für MFA
Praxisalltag

Ergonomie am Arbeitsplatz in der Arztpraxis: Ein Leitfaden für MFA

Als Medizinische Fachangestellte (MFA) verbringen wir einen Großteil unseres Arbeitstages an verschiedenen Arbeitsplätzen in der Arztpraxis. Die ergonomische Gestaltung dieser Arbeitsplätze ist entscheidend für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und somit auch unsere Leistungsfähigkeit. In diesem Artikel möchte ich euch einige wichtige Aspekte der Ergonomie in der Arztpraxis näherbringen und praktische Tipps für einen gesünderen Arbeitsalltag geben. Das Thema ist jedoch so umfassend, dass ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben möchte. 

Was ist Ergonomie und warum ist sie wichtig?

Ergonomie beschäftigt sich mit der Anpassung der Arbeitsbedingungen an die Fähigkeiten und Eigenschaften des arbeitenden Menschen. Ziel ist es, Über- und Unterforderung zu vermeiden und die körperliche Beanspruchung zu minimieren. Eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung kann nicht nur Gesundheitsprobleme vorbeugen, sondern auch die Motivation und Produktivität der Mitarbeiter steigern.

Ergonomie am Schreibtisch

Ein Teil unserer Arbeit findet am Schreibtisch statt. Hier einige wichtige Punkte für eine ergonomische Gestaltung:

  1. Sitzposition: Achtet auf dynamisches Sitzen. Wechselt regelmäßig die Sitzposition und nutzt die Einstellmöglichkeiten des Bürostuhls.
  2. Bildschirmposition: Der obere Bildschirmrand sollte sich auf Augenhöhe befinden, um eine Überstreckung des Nackens zu vermeiden.
  3. Tastatur und Maus: Positioniert diese so, dass eure Unterarme beim Arbeiten aufliegen können und eure Handgelenke gerade sind.
  4. Beleuchtung: Sorgt für ausreichende, blendfreie Beleuchtung, um Augenbelastungen zu reduzieren.

Ergonomie bei der Patientenversorgung

Auch bei der direkten Patientenversorgung gibt es Möglichkeiten, ergonomischer zu arbeiten:

  1.  Körperhaltung: Achtet auf eine aufrechte Körperhaltung und vermeidet extreme Verdrehungen oder Vorneigungen
  2.  Hilfsmittel: Nutzt verfügbare Hilfsmittel, um schwere Lasten zu bewegen oder Patienten umzulagern
  3.  Höhenverstellbare Untersuchungsliegen: Passt die Höhe an eure Körpergröße an, um Rückenbelastungen zu minimieren

Bewegung im Arbeitsalltag

Ergonomie bedeutet nicht nur statisches Verharren in der "richtigen" Position. Bewegung ist ein wichtiger Aspekt:

  1. Regelmäßige Pausen: Nutzt kurze Pausen für Dehnübungen oder einen kurzen Spaziergang
  2. Wechsel der Arbeitshaltung: Versucht, zwischen Sitzen, Stehen und Gehen abzuwechseln
  3. Aktive Mittagspause: Nutzt eure Mittagspause für einen kurzen Spaziergang oder leichte Übungen

Schulungen und Bewusstsein

Um die Ergonomie in eurer Praxis zu verbessern, ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter geschult und sensibilisiert werden:

  1. Ergonomie-Schulungen: Regt regelmäßige Schulungen zum Thema Ergonomie an oder besprecht einzelne Themen im Qualitätszirkel
  2. Gegenseitige Unterstützung: Achtet aufeinander und gebt euch freundliche Hinweise zur Verbesserung der Arbeitshaltung
  3. Kontinuierliche Verbesserung: Bleibt offen für neue ergonomische Lösungen und Hilfsmittel

8 Praxistipps aus unserem Alltag

Hier anschaulich für euch ein paar Situationen aus unserem typischen Arbeitsalltag und Vorschläge, wie ihr achtsamer und ergonomischer mit euch selbst umgehen könnt: 

  1. Falsch: Beim Heben eines schweren Kartons bückt ihr euch und hebt mit geradem Rücken.
    Richtig: Ihr geht in die Knie, haltet den Rücken gerade und hebt den schweren Karton nah am Körper mit den Beinen an.
  2. Falsch: Am Empfang sitzt ihr stundenlang in der gleichen Position.
    Richtig: Ihr versucht, zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln und macht zumindest regelmäßige Bewegungspausen.
  3. Falsch: Beim Assistieren einer Untersuchung steht ihr in verdrehter Haltung neben dem Patienten.
    Richtig: Ihr positioniert euch so, dass ihr gerade steht und ihr die Höhe der Untersuchungsliege an eure Körpergröße anpasst.
  4. Falsch: Ihr tragt schwere Geräte alleine.
    Richtig: Ihr nutzt entweder Hilfsmittel wie einen Rollwagen oder bittet Kollegen um Unterstützung beim Transport.
  5. Falsch: Bei der Blutabnahme beugt ihr euch über den Patienten.
    Richtig: Ihr stellt den Patientenstuhl oder die Liege auf eine für euch angenehme Arbeitshöhe ein, um eine aufrechte Körperhaltung zu bewahren.
  6. Falsch: Am Computer sitzt ihr mit vorgebeugtem Oberkörper und angewinkeltem Nacken.
    Richtig: Ihr stellt Bildschirm, Stuhl und Tisch ergonomisch ein, sodass ihr aufrecht sitzen könnt und der Bildschirm auf Augenhöhe ist.
  7. Falsch: Beim Aufräumen von Materialien in hohe Regale streckt ihr euch und arbeitet über Kopf.
    Richtig: Ihr benutzt eine stabile Trittleiter, um auf Augenhöhe mit den oberen Regalfächern zu arbeiten.
  8. Falsch: Ihr tragt schwere Kartons einseitig auf einer Schulter.
    Richtig: Ihr verteilt das Gewicht gleichmäßig auf beide Arme oder nutzt einen Rollwagen zum Transport.

Ergonomie am Arbeitsplatz ist ein wichtiges Thema, das eure Gesundheit und Arbeitszufriedenheit maßgeblich beeinflussen kann. Als MFA haben wir die Möglichkeit, aktiv zu einer ergonomischen Gestaltung unseres Arbeitsplatzes beizutragen. Nutzt die vorhandenen Einstellmöglichkeiten eurer Arbeitsmittel, achtet auf Ihre Körperhaltung und bleibt in Bewegung. 

Welche kleinen Veränderungen habt ihr schon in eurem Arbeitsalltag integriert, die eine positive Auswirkungen hatten? Habt ihr weitere Tipps, was besonders ergonomisch und hilfreich für euch als MFA ist?

Viele Grüße

Eure Steffi

Die Autorin Steffi, MFA/Wundexpertin (ICW)
Steffi Blog

Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.

E-Mail schreiben