Die Bekannten vom Chef
Praxisalltag

Die Bekannten vom Chef

Für Viele von uns sind unsere Kollegen lieb gewonnene Freunde oder sogar unsere zweite Familie. Oft pflegen wir außerhalb der Arbeit persönliche Beziehungen zueinander. Natürlich kommen dann auch gerne Freunde und Bekannte zu uns in die Praxis, was für die eine oder andere lustige Situation sorgt. Doch was passiert, wenn sich plötzlich Bekannte des Chefs als Patienten in der Praxis anmelden? 

Wie geht man als MFA mit den Bekannten des Chefs oder der Chefin um? Wie können wir eine professionelle und respektvolle Atmosphäre aufrechterhalten? Sollten wir den „roten Teppich“ ausrollen oder was sollten wir im Umgang beachten? In diesem Blog-Artikel gebe ich euch ein paar Tipps, wie man mit dieser Situation umgehen kann.

1. Professionalität wahren

Unabhängig davon, ob es sich um Bekannte des Chefs oder um völlig unbekannte Patienten handelt, ist es entscheidend, stets Professionalität zu wahren. Ich persönlich behandle alle Patienten mit der gleichen Sorgfalt, Empathie und Vertraulichkeit, unabhängig von der Art der Krankenversicherung oder ob es sich um Bekannte vom Chef handelt. Vergesst während der Arbeit diese persönlichen Beziehungen und konzentriert euch darauf, die bestmögliche medizinische Versorgung sicherzustellen.

2. Vertraulichkeit respektieren

Als MFA unterliegen wir auch dem Hippokratischen Eid und sind den Datenschutzbestimmungen verpflichtet. Dies bedeutet, dass wir niemals vertrauliche Informationen über Patienten weitergeben dürfen – das gilt natürlich auch für Freunde oder Bekannte von Kollegen oder vom Chef. Seid euch bewusst, dass euer Verhalten und eure Aussagen gegenüber anderen Mitarbeitern oder Dritten die Integrität der Praxis gefährden würden und im Zweifel negativ auf euch zurückfallen.

3. Sonderbehandlung vereinbaren

Natürlich möchte kein Chef seine eigenen Familienangehörigen oder guten Freunde allzu lange warten lassen. Versucht hier, im Vorfeld klare Absprachen und Regelungen zu vereinbaren, die dann bestenfalls für alle Mitarbeitenden gleichermaßen gelten und zugleich eure „regulären“ Patienten nicht wesentlich schlechter stellen. Alle Patienten sollten im Grundsatz fair und nach den gleichen Prinzipien behandelt werden.  

4. Offene Kommunikation

Wenn ihr euch unwohl dabei fühlt, einen Bekannten des Chefs zu behandeln, ist es ratsam, hierzu offen mit euren Kollegen oder Vorgesetzten zu sprechen. Das vermeidet Missverständnisse und ihr könnt gemeinsam eine Lösung finden, die die Arbeitsatmosphäre nicht beeinträchtigt.

5. Grenzen setzen

Manchmal können Bekannte des Chefs versuchen, persönliche Beziehungen auszunutzen. In solchen Fällen ist es wichtig, klare berufliche Grenzen zu setzen. Wenn ihr das Gefühl habt, dass eure Professionalität gefährdet ist oder ihr euch unter Druck gesetzt fühlt, sprecht dies offen an und sucht gegebenenfalls Unterstützung beim Vorgesetzten oder eurer Praxisleitung.

Praxistipps

Meistens haben wir es mit zwei verschiedenen Situationen zu tun.

Situation 1: Der Bekannte kündigt sich spontan in der Praxis an, mit Worten wie: „Ich bin Herr Meyer und ich kenne Frau Dr. Schmidt persönlich.“ Dann kann man sich als MFA durchaus fragen, was wir mit dieser Information denn nun anfangen sollen. Erwartet Herr Meyer, dass er keine Wartezeit bei uns hat? Oder geht es um ein persönliches Gespräch? Wir können darauf beispielsweise antworten mit: „Hallo Herr Meyer, sind Sie das erste Mal bei uns? Kommen Sie als Patient oder aus privaten Gründen?“ 

Situation 2: Der Chef hat vorab einen Termin für eine Bekannte in der Praxis vereinbart. Üblicherweise mache ich als MFA einen Vermerk in diese Terminbuchung, damit die Kolleginnen und Kollegen Bescheid wissen, dass der Chef selbst diesen Termin seiner Bekannten eingebucht hat. So bekommen die Kollegen einen dezenten Hinweis und können selbst entscheiden, ob sie es direkt ansprechen, dass sie die Bekannte des Chefs sind oder ob sie auf diese Hintergrundinformation gegenüber der Patientin gar nicht eingehen.

Fazit

In einer Arztpraxis zu arbeiten, kann herausfordernd sein, besonders wenn persönliche und berufliche Beziehungen miteinander verflochten sind. Dennoch ist es möglich, eine professionelle Arbeitsumgebung aufrechtzuerhalten. Behandelt alle Patienten gleich und achtet darauf, die Integrität der Praxis zu wahren. Eine offene Kommunikation und das Setzen von klaren Grenzen sind der Schlüssel, um mögliche Konflikte zu lösen und die Arbeit als MFA erfolgreich zu erledigen.

Wie geht ihr mit den Bekannten von euren Kolleginnen und Kollegen oder vom Chef um? Ich bin gespannt, welche Situationen ihr hierbei schon erlebt habt!

Viele Grüße

Eure Steffi

Die Autorin Steffi, MFA/Wundexpertin (ICW)
Steffi Blog

Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.

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