4 Spenden für die Gesundheit: Ein Überblick für Medizinische Fachangestellte
Erfahrungsberichte

4 Spenden für die Gesundheit: Ein Überblick für Medizinische Fachangestellte

In der Arztpraxis gehen die Gesprächsthemen mit unseren Patienten manchmal zum Thema Organspende. Vielen unserer Patienten ist die Blutspende noch geläufig, die Knochenmarkspende hingegen nicht mehr. Sehr wenigen ist die Möglichkeit der Haarspende bekannt. Für uns als MFA ist es deshalb wichtig, umfassende Kenntnisse über diese verschiedenen Spendesysteme zu haben, um Patienten effektiv beraten und unterstützen zu können. In diesem Blog gebe ich euch einen Überblick über die Organ-, Blut- und Knochenmarkspende und – etwas exotisch in dieser Reihe – die Haarspende in Deutschland.

1. Organspende

Was ist Organspende?

Die Organspende beinhaltet die Lebend- oder postmortale Entnahme von Organen oder Geweben von einem Spender, um sie an einen Empfänger zu transplantieren. Organspenden können Leben retten und die Lebensqualität auf der Empfängerseite erheblich verbessern.

Funktionsweise und System in Deutschland

In Deutschland basiert das Organspendesystem auf dem Prinzip der "Entscheidungslösung". Es handelt sich dabei um eine Abwandlung der erweiterten Zustimmungslösung. Hierbei müssen die Bürger regelmäßig mit neutralen Aufklärungsmaterialien über die Organspende informiert werden, damit sie eine sichere Entscheidung für oder gegen die Organ- und Gewebespende treffen können. Die Entscheidung wird dann in einem Organspendeausweis dokumentiert. 

Die Zuteilung der Organe erfolgt in Deutschland über Eurotransplant. 

Für weitere Informationen habe ich euch weiter unten einen anderen Blog-Artikel verlinkt, in dem ich näher auf die Organspende eingegangen bin.

Voraussetzungen für die Organspende

  • Gesundheitszustand: Es gibt nur wenige Krankheiten, die eine postmortale Organspende ausschließen. Was Viele nicht wissen: Auch ein höheres Alter des Spenders muss nicht zwangsläufig ein Ausschlusskriterium sein.
  • Einwilligung: Der Wille zur postmortalen Organspende muss klar dokumentiert sein: entweder durch einen Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Ein anderer Weg zur Feststellung des Willens eines hirntoten potenziellen Organspenders sind Gespräche mit den Angehörigen, um die zu Lebzeiten geäußerte Willensbekundung zu ermitteln.
  • Voraussetzung: Postmortale Organspenden sind nur nach einem festgestellten Hirntod möglich.

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2. Blutspende

Was ist Blutspende?

Blutspende bezeichnet die freiwillige Entnahme von Blut durch einen Spender, das dann zur Behandlung von Patienten benötigt wird, die aufgrund von Operationen, Verletzungen oder Krankheiten Bluttransfusionen benötigen. Blutspenden sind eine essenzielle Ressource für die medizinische Versorgung und können Leben retten.

Funktionsweise und System in Deutschland

In Deutschland wird die Blutspende durch Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter-Unfall-Hilfe und andere Blutspendedienste organisiert. Die Spender werden in Blutspendezentren oder bei mobilen Blutspendeaktionen empfangen, wo ihr Blut entnommen und anschließend in verschiedene Komponenten (rote Blutkörperchen, Blutplasma, Blutplättchen) aufgeteilt wird.

Das gespendete Blut wird in speziellen Laboren auf Infektionen getestet und dann zur Weiterverarbeitung und Lagerung in Blutbanken gebracht. Bei Bedarf wird es an Krankenhäuser und Kliniken geliefert, wo es Patienten verabreicht wird.

Voraussetzungen für die Blutspende

  • Gesundheitliche Eignung: Spender sollten gesund sein, sie dürfen keine chronischen Krankheiten oder akuten Infektionen haben und sollen sich in einem stabilen Gesundheitszustand befinden. Frauen dürfen nicht schwanger sein oder dürfen nicht kürzlich entbunden haben.
  • Alter und Gewicht: In der Regel müssen Spender zwischen 18 und 68 Jahre alt sein und ein Mindestgewicht von 50 kg haben.
  • Abstände zwischen den Spenden: Männer dürfen alle 12 Wochen, Frauen alle 16 Wochen Blut spenden. Dies stellt sicher, dass der Körper ausreichend Zeit hat, sich zu regenerieren.

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3. Knochenmarkspende

Was ist Knochenmarkspende?

Die Knochenmarkspende bezieht sich auf die Entnahme von Knochenmark oder Stammzellen, um diese bei Patienten zu transfundieren, die an Blutkrankheiten wie Leukämie oder Lymphomen leiden.

Funktionsweise und System in Deutschland

Die Knochenmarkspende wird in der Regel durch die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) koordiniert. Die Spender werden über spezielle Datenbanken erfasst, die nach passenden genetischen Übereinstimmungen für Patienten suchen. Um sich im DKMS-Verzeichnis einzutragen, braucht es lediglich einen Wangenabstrich. Nach der Analyse der Probe können weltweit passende Patienten zu dem Spender ausfindig gemacht werden. 

Die Entnahme des Knochenmarks erfolgt entweder durch eine periphere, etwas weniger invasive, Stammzellentnahme (in ca. 90 % der Fälle) oder durch eine Knochenmarkentnahme (in ca. 10 % der Fälle) als sogenannte Aspiration aus dem Beckenknochen.

Voraussetzungen für die Knochenmarkspende

  • Gesundheitliche Eignung: Als Spender ausgeschlossen sind Personen mit schweren neurologischen oder psychischen Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Tropenkrankheiten, chronischen Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis B oder C sowie Syphilis.
  • Alter: In der Regel müssen Spender zwischen 18 und 60 Jahre alt sein, um sich registrieren zu können.
  • Genetische Übereinstimmung: Die Übereinstimmung der Gewebemerkmale (HLA-Typisierung) zwischen Spender und Empfänger ist entscheidend.

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4. Haarspende

Was ist Haarspende?

Haarspenden beziehen sich auf die Spende von Haaren für die Herstellung von Perücken, die für Menschen mit Haarausfall, beispielsweise verursacht durch Chemotherapien bei Krebserkrankungen, verwendet werden.

Funktionsweise und System in Deutschland

In Deutschland arbeiten mehrere Organisationen daran, gespendete Haare zu sammeln und an Perückenhersteller weiterzugeben. Die Haare werden in der Regel in geflochtenen Zöpfen gespendet und sollten mindestens 25 cm lang sein, um für die Perückenherstellung verwendet werden zu können.

Voraussetzungen für die Haarspende

  • Gesundheit des Haares: Die Haare sollten gesund und frei von chemischen Behandlungen wie Dauerwellen oder Färbungen sein.
  • Länge: Spendenhaare müssen eine Mindestlänge von 25 cm haben.
  • Hygiene: Es ist wichtig, dass die Haare sauber und gut gepflegt sind, um eine qualitativ hochwertige Verarbeitung zu gewährleisten.

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Als MFA spielt ihr eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Beratung von Patienten zu Themen wie Organ-, Blut-, Knochenmarkspende oder auch Haarspende. Ein gutes Verständnis dieser Spendesysteme, den Voraussetzungen und Funktionsweisen ermöglicht es euch als MFA, eure Patienten kompetent zu unterstützen und zu informieren. Durch die Förderung der Spendenbereitschaft könnt ihr einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung und Rettung von Leben leisten.

Wie informiert seid ihr über die verschiedenen Spendenarten? Mit welchen Fragen kommen eure Patienten auf euch zu?

Viele Grüße

Eure Steffi

Blutspende
Blutspende bei einer mobilen Blutspendeaktion des DRK
Die Autorin Steffi, MFA/Wundexpertin (ICW)
Steffi Blog

Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.

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