Bisswunden
Bisswunden sind Riss-, Quetsch- und Stichwunden, die durch die Einwirkung von Tier- oder Menschenzähnen entstehen.
Epidemiologen schätzen, dass in Industrienationen etwa die Hälfte aller Bewohner einmal im Leben von einem Tier oder einem Menschen gebissen wird. Je nach Art der Zähne und Größe des Kiefers unterscheiden sich die Verletzungen. Katzen verursachen eher spitze, tiefe Wunden, während Hundebisse größer, aber eher oberflächlicher sind. Pferdebisse führen eher zu Quetschungen.
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Was sind Bisswunden?
Etwa 75 % aller gemeldeten Bissverletzungen gehen auf Hunde- und Katzenbisse zurück. Die dritthäufigste Bissverletzung stammt vom Menschen selbst.
Insbesondere Kinder sind eine Risikogruppe für Bissverletzungen. 25 % aller Bisse erleiden Kinder unter sechs Jahren und 34 % Kinder im Alter von 6–17 Jahren. Oftmals gehen Hundebisse in das Gesicht oder die Wange. Streitereien zwischen Kindern können mit Bissverletzungen enden. Dazu zählen auch indirekte Bissverletzungen, etwa wenn die Faust auf Zähne trifft. In Städten machen Verletzungen durch Menschenbisse bis zu 20 % der Bissverletzungen aus.
Die unmittelbare Verletzung durch einen Säugetierbiss erfolgt zunächst mechanisch. Die Schwere der Schädigung ist abhängig von der Größe des Tieres, der Bisskraft und der gebissenen Körperstelle. Bei Raubtiergebissen entstehen meist Stich- und Risswunden. Hundebisse sind Reiß- und Quetschwunden mit zerfetztem Rand. Aufgrund der kräftigen Kieferstruktur und der spitzen Zähne sind die Schädigungen vielfach tiefliegend. Muskeln, Nerven, Sehnen oder Knochen können in Mitleidenschaft gezogen werden. Katzenbisse hinterlassen meist tiefe, punktförmige Wunden, die kaum bluten, aber hochinfektiös sind. Katzenbisse treffen häufig die Hand und involvieren Fingersehnen und -gelenke. Bisse von Nagetieren wie Mäuse, Ratten, Meerschweinchen oder Kaninchen sind meist oberflächlich. Nur selten folgt eine Wundinfektion. Pferdebisse können in Quetschwunden, die sich lediglich durch einen Bluterguss bemerkbar machen, aber auch in Knochenbrüchen enden.
Bisswunden gehören zu den häufigsten Hautverletzungen, die durch mechanische Einwirkung von Tier- oder Menschenzähnen auf Hautpartien entstehen. Jährlich werden etwa 30.000 Fälle bei den Haft- und Unfallversicherungen registriert.
Welche besonderen Probleme treten bei Bisswunden auf?
Die Gefahr bei Bisswunden liegt in der Infektion mit Krankheitserregern.
Aufgrund der starken Keimbesiedlung des Speichels und der Zähne ist das Infektionsrisiko nach Bissverletzungen hoch. Generell kommt es bei 10–20 % der Bissverletzungen zu Infektionen, bei Katzen in 30–50 %, bei Hunden in 5–25 % und nach Menschenbissen in 15–25 % der Fälle.
In 30–60 % der Fälle handelt es sich um aerob-anaerobe Mischinfektionen durch Mikroorganismen der oralen Bakterienflora der beißenden Tiere, seltener um Keime der Hautflora des Gebissenen. Die häufigsten Infektionserreger nach Bissverletzungen sind Staphylokokken und Streptokokken. Seltener können auch spezifische Krankheitserreger wie Tetanus oder Tollwut durch den Biss übertragen werden. Gerade bei Menschenbissen können Krankheiten wie Hepatitis oder auch HIV übertragen werden. Bei Ansteckungsverdacht sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden, damit weitere nötige Schritte eingeleitet werden können.
Die unregelmäßige Form der Bisswunde kann dazu führen, dass sich versteckte Taschen und damit Abszesse bilden können. Aus diesem Grund sollten die Wunden gründlich gereinigt und desinfiziert werden.
Wie werden Bisswunden behandelt?
Bisswunden sollten aufgrund der hohen Infektionsgefahr ärztlich betreut werden.
Kleine Bisswunden heilen nach einer gründlichen Desinfektion meist unkompliziert ohne Narbenbildung und können eigenständig behandelt werden. Spätestens wenn die Wunde anschwillt, sich rötet, eitert oder stark schmerzt, sollte aber medizinischer Rat eingeholt werden.
Für die Behandlung größerer Bissverletzungen ist die Wundspülung ein unverzichtbarer Bestandteil der Wundversorgung. Liegen eindeutig avitale Wundränder vor, können diese unter maximalem Gewebeerhalt entfernt werden. Der Wundverschluss von Bisswunden wird kontrovers diskutiert. Bisswunden im Gesicht werden meist verschlossen. Auf einen primären Verschluss von Bisswunden außerhalb des Gesichts wird aufgrund des Infektionsrisikos verzichtet.
In tiefe Bisswunden sollte gegebenenfalls ein Wundfüller eingebracht werden. Die Abdeckung kann hier wie auch bei oberflächlichen Bisswunden mit einem Schaumverband wie Dracofoam erfolgen, bei Infektionsgefahr bietet sich eine dekontaminierende Wundauflage wie Dracofoam infekt an. Die Auswahl der Wundauflage ist abhängig von der Menge an Wundexsudat. Gegebenenfalls kann ein Wundgel zur Aufrechterhaltung eines feuchten Wundmilieus verwendet werden.
In vielen Fällen wird eine systemische Antibiotikatherapie verordnet, auch bei nicht-infizierten Bissverletzungen. Eine infizierte Wunde kann zusätzlich durch antiseptische Wundauflagen oder Gele versorgt werden.
Bisswunden im Mund sind oft schmerzhaft, aber harmlos.
Diese Wunden entstehen meistens dadurch, dass man sich beim Kauen auf die Backe oder Zunge beißt. Außer diversen Hausmitteln kann für die Heilung dieser Verletzung wenig eingesetzt werden. Wunden im Mund heilen meistens relativ schnell ab, da die Schleimhaut gut durchblutet ist.
Wie kann man Bisswunden vorbeugen?
Bissverletzungen können vermieden werden.
Eine Prävention beinhaltet das Einhalten von Regeln zum Halten und Führen von Tieren, als auch die Aufklärung und Erziehung von Kindern im Umgang mit Tieren. Generell sollte das Zusammensein von Kindern und Tieren immer unter Aufsicht stattfinden, damit ein Erwachsener in Notfallsituationen eingreifen kann.