Abszesse
Ein Abszess ist eine schmerzhafte Eiteransammlung in einem neu gebildeten, klar abgegrenzten Gewebshohlraum. Prinzipiell können Abszesse überall im Körper entstehen. Zu den Hauptursachen zählen bakterielle Infektionen.
Weiterführende Inhalte
Pflege von Abszesswunden
Abszesswunden heilen nach einer operativen Eröffnung sekundär und müssen regelmäßig ausgewaschen werden.
Nach einem chirurgischen Eingriff wird die Wunde meist offengelassen, damit der Abszess von innen heraus heilen kann. Bei der Wahl eines primären Wundverschlusses wäre die Gefahr für eine Rückkehr (Rezidiv) der Abszesse zu hoch. Eine gründliche Wundpflege ist wichtig, damit kein Schmutz oder erneut Erreger in die offene Wunde gelangen. Ein offener Abszess sollte regelmäßig (mehrmals täglich) mit lauwarmem Wasser oder Kochsalzlösung ausgewaschen werden. Zum Wundschutz nach dem Waschen eignen sich Wundauflagen aus Hydrofaser, Kompressen und Tücher, die ebenfalls regelmäßig gewechselt werden müssen. Liegt eine Drainage in der Wunde, wird diese herausgezogen, sobald kein oder nur noch sehr wenig Wundsekret abfließt.
Die Dauer der Wundheilung hängt von der Wund- bzw- Abszessgröße ab und kann mehrere Wochen bis Monate betragen.
Abszess-Behandlung
Wie werden Abszesse behandelt?
Punktionen und chirurgische Eröffnungen gehören zu den häufigsten Methoden zur Behandlung von Abszessen.
Abszesse können je nach Lage, Beschaffenheit und Größe auf verschiedene Weise behandelt werden. Nur in seltenen Fällen heilen kleine Abszesse unbehandelt ab, indem sie sich irgendwann eröffnen und sich die eitrige Flüssigkeit entleert. Generell ist es ratsam jeden Abszess von einem Arzt untersuchen und ggf. behandeln zu lassen.
Abszessentfernung durch Inzision (Einschneiden), Punktion (Einstechen) und Drainage (Ableitung von Flüssigkeit)
Bei kleinen Abszessen genügt oft eine Punktion, während die Behandlung größerer Abszesse häufig eine chirurgische Entfernung beinhaltet. Der chirurgische Eingriff findet unter örtlicher Betäubung statt. Dabei wird der Abszess durch einen größeren Schnitt eröffnet, sodass die eitrige Flüssigkeit abfließen kann. Nun kann die Abszesshöhle gesäubert und von abgestorbenen Zellen befreit werden. Nach dem Eingriff bleibt die Wunde offen, damit weiterhin Wundsekret ablaufen kann. Gegebenenfalls kann eine Drainage oder antibiotikahaltige Tamponade eingelegt werden.
Liegt ein Abszess in Körperinneren, kann die Entfernung der Eiteransammlung über eine CT- oder Sonografie-gesteuerte Punktion bzw. Drainage erfolgen.
Medikamentöse Abszessbehandlung
Eine systemische Behandlung mit Antibiotika unterstützt die Bekämpfung einer bakteriellen Infektion. Die Wahl der Antibiotikaklasse hängt unter anderem von der Bakterienart ab. Erste Rückschlüsse über die Erregerart liefern die Farbe und der Geruch des eitrigen Sekrets. Eindeutig identifizieren lässt sich ein Bakterium durch Anzucht oder durch eine molekularbiologische Analyse aus der Abszessflüssigkeit.
Manchmal können Abszesse auch durch das Auftragen von sogenannten Zugsalben (z.B. Ichthyol oder Betaisodona) zur spontanen Öffnung oder zur Rückbildung gebracht werden. Die Inhaltsstoffe der Salbe beschleunigen die Reifung eitriger Hautentzündungen, indem sie die Entzündung an die Hautoberfläche „ziehen“.
nach EBM:
- EBM-Ziffer 02301, 133 Punkte
nach GOÄ:
- GOÄ-Ziffer 2428, 80 Punkte (oberflächlich)
- GOÄ-Ziffer 2429, 220 Punkte (disseminiert)
- GOÄ-Ziffer 2430, 393 Punkte (tiefliegend)
Abszesse sind im ICD-10 unter L02 aufgelistet.
AbrechnungsgrundlagenAbszess-Behandlung anhand eines realen Fallbeispiels:
- ausführliche Beschreibung der Wundversorgung
- Bilder des kompletten Wundverlaufs
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Bei Abszessen im Gesicht, Fieber und Schmerzen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer schnellen spontanen Abheilung kleiner, oberflächlicher Abszesse. Ein Abszess sollte unter keinen Umständen eigenständig „ausgedrückt“ oder anderweitig geöffnet werden. In den meisten Fällen führt deshalb kein Weg an einer Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt vorbei. Bleiben Abszesse unbehandelt, besteht die Gefahr, dass sie unkontrolliert aufbrechen und sich in das umliegende Gewebe entleeren. Eine Blutvergiftung, Vereiterung von Körperhöhlen, Neubildung von Abszessen an anderen Körperregionen oder eine Ausbreitung der Infektion können die Folge sein.
Besondere Vorsicht ist bei Abszessen im Gesicht geboten. Bildet sich ein Abszess in der Nähe von Nase oder Augen besteht die Gefahr, dass Erreger in das Gehirn gelangen und sich ein Gehirnabszess bildet. Ein Gehirnabszess ist zwar selten, kann aber lebensgefährlich werden. Deshalb sollte ein Gehirnabszess sofort klinisch versorgt werden. Ebenso ist es ratsam, bei Schmerzen, Fieber und Verhärtungen unter der Haut eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Ein roter Strich in Nähe des Abszesses ist ein Hinweis auf eine Entzündung der Lymphbahnen von Haut und Unterhautfettgewebe (Lymphangitis). Eine Lymphangitis muss ebenfalls zeitnah behandelt werden.
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Klick dich schlauerWelche Symptome können bei einem Abszess auftreten?
Rötungen, Schwellungen, Druckschmerzen und gelegentlich Fieber kennzeichnen einen Hautabszess.
Die Beschwerden richten sich nach dem Erkrankungsstadium und der Lokalisation. Im Frühstadium eines Hautabszesses zeigen sich typische Entzündungszeichen. Dazu gehören Rötungen, Überwärmungen, schlecht abgrenzbare Schwellungen, Spannungsgefühle in der betroffenen Hautregion, lokale Erwärmung oder Druckschmerzen. Hat sich bereits ein Abszess ausgebildet (Abszedierung), treten häufig stärkere Schmerzen und gelegentlich Fieber auf. Bei Druck auf die entsprechende Hautstelle bewegt sich Flüssigkeit unter der Haut (Fluktuation).
Größere oder im Körperinneren liegende Abszesse können schwere Krankheitsverläufe mit Blutvergiftungen, Schockzuständen und Kreislaufversagen verursachen.
Welche Ursachen hat ein Abszess?
Die Ursache eines Abszesses ist in der Regel eine bakterielle Infektion.
In den meisten Fällen werden Abszesse durch Bakterien wie beispielsweise Staphylokokken, Streptokokken oder Escherichia coli verursacht. Einige dieser Bakterienarten gehören zur normalen Hautflora. Viele Menschen tragen diese Bakterien auf ihrer Haut, ohne je eine Infektion zu entwickeln. Dringen die Erreger jedoch in tiefere Hautschichten ein, beispielsweise durch eine Schnittverletzung oder ein Haarfollikel, können sie zu einem Abszess führen.
Innere Abszesse entstehen oft als Komplikation einer bereits bestehenden Erkrankung wie einer Infektion an anderer Stelle im Körper. Wenn zum Beispiel der Blinddarm infolge einer Blinddarmentzündung platzt, können sich Bakterien im Bauchraum ausbreiten und einen Abszess bilden. Operationen können ebenfalls die Entstehung eines inneren Abszesses begünstigen. Insbesondere wenn Keime in die Wunde gelangen und diese ohne Abflussmöglichkeit (Drainage) verschlossen wird, ist das Risiko einer Abszedierung erhöht.
Einige Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus), ein geschwächtes Immunsystem (z.B. durch Krebstherapie oder Organtransplantationen) oder Medikamente (z.B. Kortison) begünstigen die Entstehung von Abszessen. Eine spezielle Form der Akne, die sogenannte Acne inversa, kennzeichnet sich durch chronische Entzündungen und Abszesse im Bereich der Achseln, Leisten und im Genitalbereich aus.
In seltenen Fällen entwickeln sich Abszesse ohne Bakterien. Sie werden kalte oder sterile Abszesse genannt und treten ohne die klassischen Entzündungsanzeichen auf. Kalte Abszesse können sich nach schweren Operationen oder bei Tuberkulose bilden.
Körper- und Intimrasur bei Abszessen
Körper- und Intimrasur kann zu Hautreizungen, Mikroverletzungen und Infektionen führen. Keimbesiedelte Klingen können beim mehrfachen Verwenden von Einwegrasierern zur Infektion führen, wenn die Klingen nicht mehr scharf sind, Haare unsauber schneiden und die Hautobefläche stärker reizen. Auch mehrfach verwendbare Klingen sollten regelmäßig getauscht und insbesondere nach der Rasur gereinigt und desinfiziert werden.
Im Fall eines Abszesses sollte Patienten geraten werden, gegebenenfalls auf die Rasur gefährdeter Körperbereiche zu verzichten oder diese nur mit frischen und desinfizierten Klingen sowie einer anschließenden antiseptischen Behandlung der Haut durchzuführen.
Wie entsteht ein Abszess?
Ein Abszess entsteht als Folge einer Immunreaktion des Körpers.
Um den Körper vor einer Ausbreitung der Infektion zu schützen, wandern körpereigene Immunzellen in den betroffenen Bereich. Während die Immunzellen die Bakterien angreifen, stirbt betroffenes Gewebe ab. Dadurch entsteht ein Hohlraum, der sich nun mit einer eitrigen Flüssigkeit füllt. Der Eiter enthält eine Mischung aus abgestorbenem Gewebe, Immunzellen, Gewebsflüssigkeit und Bakterien. Als weitere Schutzmaßnahme bildet der Körper eine dickere Membranwand rund um den Entzündungsherd aus. Hierdurch entsteht eine oftmals fühlbare und mit Eiter gefüllte Kapsel.
Wo kann ein Abszess auftreten?
Ein Abszess kann überall im Körper entstehen.
Häufig tritt ein Abszess unter den Achseln, im Bereich des Anus (Analabszess / Perianalabszess), der Vulva (Vulvaabszess / Abszess der Bartholinischen Drüse / Vaginalabszess), am Steißbein (Pilonidalabszess) oder im Mund (Zahnabszess) auf. Betreffen Abszesse die Haut und sind Haarfollikel an der Abszessbildung beteiligt, werden diese Furunkel genannt
Im Körperinneren entwickeln sich Abszesse des Öfteren bei chronischen Darmentzündungen oder Gallenblasenentzündungen.